Dienstag, 23. Februar 2010

Magenkrebs-Nach der Behandlung

Magenkrebs

Leben mit der Erkrankung
H.M.Augsburger



Wie geht es nach der Behandlung weiter ?
Nach Abschluss der Behandlung, das heißt in der Regel nach der Operation, sind die Patienten im besten Fall dauerhaft von ihrem Tumor befreit. Die weitere medizinische Überwachung dient dazu, unerwünschte Folgen der Therapie, aber auch einen möglichen Rückfall, zu erkennen. In der Regel sind Nachsorgetermine zunächst alle 3 Monate, nach 2 Jahren alle 6 Monate erforderlich. Die Diagnostik umfasst normalerweise körperlicher Untersuchung, Labortests, Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen, nach Magenteilentfernung auch eine Gastroskopie. Hervorragende Resultate haben Therapien mit Mistelpräperaten gezeigt. Ganz wichtig sind die Einnahme von diversen Vitamin und Mineralpräperate wie z.B. Selen usw. Alles weitere werden wir dann genauer bei Ihrem Termin besprechen.



Mögliche Folgen der Operation
Je nachdem, ob der Magen teilweise oder vollständig entfernt wurde, ob ein Ersatzmagen gebildet wurde und nach welchem Verfahren operiert wurde, können unterschiedliche Probleme auftreten. Sie betreffen vor allem den Nahrungstransport und die Verdauungsfunktion und sind durch die nach der Operation veränderten Verhältnisse im Verdauungstrakt und den Verlust von "verdauungsaktivem" Gewebe bedingt.
Häufige Folgeerscheinungen der teilweisen und vor allem der vollständigen Magenentfernung sind die Dumping-Syndrome (Sturzentleerung des Magens). Dabei entleert sich der Inhalt des Rest- oder Ersatzmagens zu rasch in den Dünndarm. Beim so genannten Frühdumping, das kurz nach der Mahlzeit auftritt, ziehen die in der Nahrung enthaltenen löslichen Stoffe Flüssigkeit aus der Blutbahn in der Darm ab und es kommt zu Kreislaufsymptomen wie Herzklopfen, Blutdruckabfall, Schwindel, Übelkeit und Schweißausbrüchen. Beim Spätdumping steigt der Blutzuckerspiegel durch das plötzliche Kohlehydrat-Überangebot vorübergehend schnell an und fällt kurz darauf stark ab. Dadurch kann es 2-3 Stunden nach dem Essen zur Unterzuckerung mit Unruhe, Zittern, Heißhunger und Bewusstseinstrübungen kommen.
Wichtigste Gegenmaßnahmen sind, die Nahrungsaufnahme auf häufige kleine Mahlzeiten zu verteilen, zu den Mahlzeiten nichts zu trinken und keine freien Zucker (z.B. in Süßigkeiten) zu sich zunehmen. Auch die Einnahme von quellenden Ballaststoffen und von Medikamenten zur Regulierung der Kohlenhydrataufnahme kann sinnvoll sein. Unter Umständen ist aber auch eine Operation erforderlich, die den Anschluss des Dünndarms an den Restmagen verändert.
Weitere mögliche Störungen sind Gewichtsabnahme, gestörte Aufnahme von Fetten und der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K, die Durchfälle, fettigen Stuhlgang und
Vitaminmangelerscheinungen zur Folge haben können. Daneben treten auch Appetitlosigkeit, Blähungen, Nahrungsunverträglichkeiten und Eisenmangel-Anämien auf. Neben den Verhältnissen im Verdauungstraktes nach der Operation spielt für einen Teil dieser Symptome, besonders für Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, auch die seelische Verfassung eine Rolle.
Zur individuellen Behandlung dieser Störungen müssen die Symptome und Mangelzustände sorgfältig erfasst werden. Nach der vollständigen Entfernung des Magens kann der Körper zum Beispiel das für die Blutbildung wichtige Vitamin B12 nicht mehr aufnehmen. Dieses Vitamin muss daher regelmässig in hohen Dosen verabreicht werden oder injziert, ebenso die fettlöslichen Vitamine und Eisen, um entsprechenden Mangelerscheinungen vorzubeugen. Auch der Ersatz von fettspaltenden Enzymen (Lipasen) der Bauchspeicheldrüse ist sinnvoll und kann einige der Symptome (z.B. fettigen Stuhlgang) lindern.
Nach einer Magenteilentfernung kann der Verschluss des Magens zur Speiseröhre hin gestört sein. Dadurch kann Magensäure zurück in die Speiseröhre gelangen (Reflux) und dort Entzündungen und Schmerzen hervorrufen. Die Symptome können mit säureneutralisierenden Mitteln (Antacida) behandelt werden. Auch durch ein Basenpulver möglich.
Obwohl die Störungen nach einer Magenkrebsoperation zunächst erheblich sind, regulieren sie sich mit der Zeit teilweise sehr gut. Der Organismus gewöhnt sich an die veränderten Verhältnisse. Die Verdauungsfunktionen und das Körpergewicht normalisieren sich häufig wieder.
Die Unterscheidung therapiebedingter Beschwerden von einem Tumorrückfall ist speziell nach einer Magenteilentfernung eine wichtige Aufgabe der Nachsorge. Manchmal ist bei örtlichen Rückfällen, besonders im Bereich der Verbindung zwischen Restmagen und Dünndarm, eine zweite Operation möglich. Deshalb sind nach Magenteilentfernung Magenspiegelungen in regelmäßigen Abständen sinnvoll.



Ernährung
Es gibt keine Diät, die eine bestehende Krebserkrankung beeinflussen oder gar heilen könnte, dies gilt auch für Magenkrebs. Die Frage nach der richtigen Ernährung stellt sich trotzdem allen Patienten nach einer Magenoperation.
Abhängig vom angewandten Operationsverfahren müssen verschiedene Gesichtspunkte beachtet werden. Geschulte Ernährungsberaterinnen oder Diätassistentinnen helfen mit Beratungen weiter - in der Regel schon im Krankenhaus oder während des anschließenden Aufenthalts in einer Nachsorgeklinik.
Wichtig ist eine vollwertige und kalorienreiche Ernährung, welche die persönlichen Vorlieben und Unverträglichkeiten des Patienten berücksichtigt. Häufig muss erst ausprobiert werden, welche Speisen in welchen Mengen gut verträglich sind. Weil die Nahrungsverwertung nach der Operation gestört ist, muss ein Magenkrebspatient mehr Kalorien zu sich nehmen als normalerweise nötig wäre. Es kommt aber nicht nur auf den absoluten Kaloriengehalt an, sondern auf Qualität und Zusammensetzung der Nahrung: Sie sollte generell viel Eiweiß und komplexe Kohlehydrate (d.h. wenig freie Zucker), Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Ein höherer Gehalt an mittelkettigen Triglyceriden (Fette oder Öle mit Fettsäuren mittlerer Kettenlänge, z.B. aus Kokosnussöl) ist bei Fettverdauungsstörungen günstig.
Zumindest anfänglich muss die Nahrungsaufnahme auf bis zu 10 kleine Mahlzeiten verteilt werden, weil der Magen als natürliches Speisereservoir ja nicht mehr vorhanden, deutlich verkleinert oder durch einen unvollkommenen Ersatzmagen aus Dünndarmschlingen ersetzt ist.
Eine gute Richtlinie zur Ernährung bietet die "Magen-Darm-Variante" der Vollwerternährung, die besonders säurehaltige, sehr süße, scharfe, fettreiche und blähende Nahrungsmittel meidet und bei ausgewogener Zusammensetzung ausreichend Vitamine, Kalzium und Eisen enthält. Besonders nach totaler Entfernung des Magens ist unter Umständen die zusätzliche Einnahme von Kalziumtabletten und Vitamin D empfehlenswert. Geräuchertes und Gegrilltes sollte nur selten gegessen werden, dafür
mehr gedünstete Speisen. Sofern verträglich, gibt es keine Einwände gegen mäßigen Alkoholgenuss; der hohe Kaloriengehalt und die mitunter appetitanregende Wirkung sind sogar günstig. Zu vermeiden sind sämtliche Getränke die mit Kohlensäure versetzt sind. Sie sollten auch Salate bezw. Rohkost vermeiden.
Bei starker Gewichtsabnahme und Appetitlosigkeit kann vorübergehend zusätzlich "Astronautenkost" gegeben werden. Dies sind flüssige, hochkalorische Nahrungskonzentrate von definierter Zusammensetzung, die alle wichtigen Nährstoffe enthalten.
Schreitet die Erkrankung fort und blockiert der Tumor die natürliche Nahrungspassage, kann Sondenernährung notwendig werden. Heute setzt man zur längerfristigen Sondenernährung statt der vergleichsweise belastenden Nasen-Magen-Sonden bei Krebspatienten häufig dünne Dauerkatheter ein, die durch die Bauchhaut in den Magen (sog. PEG-Sonden) oder Dünndarm eingelegt werden. Die Sonden werden im allgemeinen gut vertragen. Örtliche Entzündungen und Irritationen der Haut sind die häufigsten Begleiterscheinungen.



Schmerzbehandlung
In fortgeschrittenen Stadien der Krebserkrankung können für den Patienten die Schmerzen im Vordergrund stehen und seine Lebensqualität stärker beeinflussen als der Tumor selbst. Die wirksame Schmerzbekämpfung ist hier eine der wichtigsten Maßnahmen. Ein gute Schmerztherapie ist immer individuell auf die Schmerzsituation des Patienten abgestimmt.
Mit den heute verfügbaren Medikamenten und Methoden lassen sich Tumorschmerzen in den meisten Fällen gut lindern. Im Vordergrund steht die Behandlung mit Tabletten. Je nach Schmerzstärke stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die bei Bedarf kombiniert werden. Bei starken Schmerzen werden Opioide eingesetzt. Diese Abkömmlinge des Morphins sind die wirksamsten Schmerzmedikamente. Sie sind mittlerweile auch als Pflaster oder Nasenspray erhältlich. Bei der Schmerzbehandlung kommt es darauf an, dass die Medikamente nach einem festen Zeitplan eingenommen werden und nicht erst dann, wenn die Schmerzen wieder auftreten.
Sind die Schmerzen so stark, dass Tabletten nicht mehr wirken, besteht die Möglichkeit, Opioide direkt in die Umgebung des Rückenmarks einzubringen. Das funktioniert über Katheter mit Pumpen oder die Einpflanzung von Reservoirsystemen, die eine kontinuierliche Opioidabgabe sicherstellen.
Die Schmerzleitung aus dem Bereich des Oberbauches kann unter Umständen auch durch Einspritzen von zellschädigenden Chemikalien (Alkohol) in ein Nervengeflecht im Oberbauch (Plexus coeliacus) unterbunden werden.
Bei schmerzhaften Knochenmetastasen bringt eine gezielte Bestrahlung Linderung. Bei ausgedehntem Tumorbefall des Skeletts lassen sich auch mit der Gabe von radioaktiven Substanzen, die sich in erkranktem Knochen anreichern und ihn von innen bestrahlen, Rückbildungen der Knochentumoren und damit Schmerzlinderung erreichen (Radionuklidtherapie).



Krankheitsbewältigung
Bei vielen Patienten kann weder durch Operation oder Bestrahlung noch durch Medikamente der Tumor vollständig entfernt bzw. zerstört werden. Dies trifft besonders dann zu, wenn der Krebs zum Zeitpunkt der Erkennung schon fortgeschritten ist und möglicherweise bereits Absiedelungen in Lymphknoten oder entfernten Körperorganen gebildet hat. Trotzdem können in solchen Situationen die Symptome der Erkrankung mit den Methoden der modernen Medizin oft über längere Zeit gut kontrolliert werden. Der Krebs ist dann zwar nicht geheilt, verursacht aber auch nicht ständige Beschwerden.
Patienten, bei denen ein örtlich begrenzter Tumor frühzeitig operiert wurde, sind in vielen Fällen dauerhaft von ihrem Krebs befreit. Sie müssen jedoch lernen, langfristig mit den Therapiefolgen und den dadurch bedingten Einschränkungen zurechtzukommen.
Die Bewältigung der Krankheitsfolgen braucht Zeit, eigenen Willen und eine verständnisvolle Umwelt. Wichtig ist, dass der Patient über Ängste und Sorgen ebenso wie über Erwartungen und Wünsche offen sprechen kann, ganz besonders im Kreis der Familie. Angehörige sind oft unsicher, wie sie sich dem Erkrankten gegenüber verhalten sollen und scheuen das Gespräch, um den Betroffenen - und oft auch sich selbst - zu schonen. Aber erst die offene Aussprache kann Wege ebnen für eine gemeinsame Bewältigung. Gerne erwarte ich zu einem Termin im voraus Ihre Laborwerte etc. per Fax.. Einen Termin wollen Sie bitte mit Herr Schmidt vereinbaren.
Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute
H.M.Augsburger

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